Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Münster: Waxmann, 2010.
Klappentext:
Die gesellschaftliche Integration der verschiedenen Roma-/Zigeunerminderheiten Europas ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Forschung und Politik gerückt. Obgleich diesbezüglich ein besonderes Augenmerk auf dem Bildungsgeschehen liegt, bleiben die Ergebnisse bislang hinter den Erwartungen zurück. Dieses Buch arbeitet die Problematik am Beispiel der sozialen und schulischen Situation der Gitanos (spanische "Roma" bzw. "Zigeuner") auf und analysiert ihre Bildungsnachteile gegenüber der gesellschaftlichen Mehrheit in Spanien. Dabei wird deutlich: Während die Schule aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft gleichsam die Institutionalisierung des Versprechens gesellschaftlicher Integration und Chancengleichheit darstellt, wird sie von Seiten der Gitanos nicht minder als Bedrohung ethnischer Distinktion und gemeinschaftlicher Kohäsion wahrgenommen. Bildung fungiert somit auch als Demarkationskriterium von partikularen Zugehörigkeiten.
Die Studie aktualisiert in einem allgemeinen Sinne eine an Max Weber orientierte Perspektive und präsentiert mit dem Modell interethnischer Figurationen ein neues Konzept zur Beschreibung von Mehrheiten/Minderheiten-Beziehungen. Weit über den spanischen Kontext hinaus, stellt diese Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion ethnischer Bildungsungleichheit dar.
Pressestimmen:
„Der Stellenwert der Bildung in der Entstehung und Verfestigung von Ungleichheit ist auch das Thema des Erziehungswissenschaftlers Olaf Beuchling. (...) Beuchling fügt die Ergebnisse empirischer Studien, die Bemühungen politischer Programme und wissenschaftliche Betrachtungsweisen zu einer Analysefolie zusammen, um auf dieser Grundlage zu erkenntniserweiternden Einsichten in die Möglichkeiten und Grenzen von Bildungsförderung zu gelangen. Die mit dem hohen Stellenwert von Bildung verbundene Ideologie der „individuellen Leistung, der wettbewerbsorientierten Chancengleichheit und der gesellschaftlichen Integration“ (S. 95) wird von der Roma-Minorität eher als Bedrohung der Integrität ihrer Gemeinschaft erlebt. (...) Disziplinierung im Sinne einer Anpassung an den Rhythmus von Institutionen (...) und das mit dieser ‚modernen‘ Gesellschaftsorganisation verbundene abstrakte Beziehungs- und Politikverständnis erscheinen den Roma-Familien nicht nur wenig erstrebenswert, sondern werden vielfach sogar als Verrat an der Gemeinschaft wahrgenommen. „Konkurrierende Güterkonzeptionen“ liegen nach Beuchling der „ethnischen Demarkationslinie“ zugrunde. Diese verschiedenen In-Wert-Setzungen stellen den hegemonialen Bildungsdiskurs infrage und verlangen von der Mehrheitsgesellschaft eine Anerkennung anderer Formen des Wissens, wie dies auch von postkolonialen, subalternen und gender-orientierten Bildungsansätzen gefordert wird.“ Anna Klein, Archiv für Sozialgeschichte online, Januar 2011
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